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Ich musste kurz meine Augen öffnen. Das Jucken hatte einen Zustand erreicht, in der es soviel Macht besaß mich aus meinem Traum zu reißen. Ich blickte an meinem Körper herab und sah wie die Milben tiefe Gänge durch und unter meiner Haut gegraben hatten. Mein Anblick erinnerte mich an eine alte griechische Statue. Alles durch und durch marmoriert. Jeder Steinmetz hätte beim Anblick meiner Haut sein helle Freude gehabt. Ein Pioncchio aus Stein.
Meine linke Hand war tot. Aber das reichte nicht aus. Sie durfte nicht nur tot sein, sondern mich über ihren Tod hinaus noch in meinem Traum verfolgen. Unter ihrer Haut waren grünlich dunkle Stellen auszumachen. Bei der näheren Betrachtung war die Diagnose eindeutig: Schimmel. Noch dazu einer von der üblen Sorte. Schnell wachsend. Übel riechend. Stark dominant. Ich stehe auf Dominanz, aber nicht bei einem Schimmel unter der Haut meiner linken Hand.
Ich musste meine Flasche Öl mit Wintergrün nehmen und mich über und über damit begießen und einreiben. Einen Gedanken später ging es meiner linken Hand schon besser. Der Schimmel hatte sich zurückgezogen, kam später wieder, aber hielt einem erneuten Angriff meines Öls nicht weiter stand und verzog sich in seine sporigen Jagdgründe. Auch die Krätze fühlte sich in meiner Haut nicht länger wohl und sah zu, das sie Land gewann. Eins zu Null für mich.
Berlin, 24. April 2006